Dettensee
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Geschichte des Obstbaus in Dettensee und des Obst- und Gartenbauvereins

Dieser Artikel behandelt die Geschichte des Obst- und Gartenbauvereins Dettensee. Für allgemeine Informationen zum OGV siehe die Vereinsseite unter „Vereine und Gruppen“.

[Q] Die Informationen auf dieser Seite entstammen, soweit nicht anders angegeben, folgender Quelle: Im Wandel der Zeit – 100 Jahre OGV. Festschrift, 2010. Eigenverlag des Vereins.

Vorgeschichte: Obstbau in Dettensee

Über viele Jahrhunderte spielte der Obstbau in der Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle. Obst war leicht verderblich und schlecht lagerfähig und fand deshalb hauptsächlich als Dörrobst Verwendung. Bis ins 19. Jahrhundert war auch das „schwäbische Nationalgetränk“, der Most, vermutlich ein minderwertiges Getränk der armen Leute, während diejenigen, die es sich leisten konnten, auf den bekömmlicheren Wein zurückgriffen.

Die geringe Bedeutung des Obstbaues im 17. und Anfang des 18. Jh. wird auch in den teilweise erhaltenen Dettenseer Amts- und Strafprotokollen der damaligen Zeit deutlich. Unter der Vielzahl der überlieferten Beschwerden und Klagen der Dorfbevölkerung steht keine einzige im Zusammenhang mit „Obstbaumfrevel“ oder Obstdiebstahl. Im Jahre 1690 wird in Dettensee ein herrschaftlicher Gärtner und Baumwart erwähnt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Obstbau eher in den herrschaftlichen Gärten (Schlossgarten) als bei den Bauern und Tagelöhnern anzutreffen und nach heutigen Maßstäben ein Hobby des Ortsadeligen war.

Im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, zu dem Dettensee seit 1803 gehörte, erkannte man frühzeitig die Wichtigkeit des Obstbaues. Deshalb befahl der Fürst im Februar 1809, dass bis April jenes Jahres an allen Straßen … eine doppelte Reihe von guten und gesunden Obstbäumen gepflanzt werden solle. Damit wollte er eine gute Obstkultur in seinem Land einführen.
In der Verordnung wurden die Größe der zu pflanzenden Bäume, ihr Abstand voneinander, vom Straßenrand und von den bewirtschafteten Flächen sehr genau festgelegt. Selbst die Länge des Stützpfahles (Stotzen) war vorgeschrieben. Eine Missachtung der Verordnung hatte drastische Strafen zur Folge. So musste jeder, auf dessen Grundstück ein Baum durch Bosheit oder Nachläßigkeit einging, an einem von der Gemeinde bestimmten Platz sechs neue Bäume pflanzen. Für den so genannten Baum- oder Obstfrevel wurden strenge Strafen festgelegt, nämlich im geringsten Falle nebst dem Schadenersatz nach Maaßgabe der Personen … 20 Stock[streiche], oder 8tägige[r] Strafarrest. Diese Formulierungen zeigen, dass zumindest diese Form des Obstbaues keine Herzensangelegenheit der Bevölkerung war.

In einer weiteren herrschaftlichen Anweisung von 1821 versuchte man, die Fehler der Verordnung von 1809 zu korrigieren, und führte die (männlichen) Kinder in sogenannten Schulgärten in den Obstbau ein. Schon das Anlegen dieses Schulgartens geschah in Dettensee jedoch widerwillig. 1835 sollte auf Anweisung des Oberamtes ein Zaun um den Schulgarten angelegt werden, wobei bereits die Details des Zaunes diskutiert wurden, obwohl noch kein geeignetes Grundstück zur Verfügung stand. 1837 wurde es dem zuständigen Oberamt in Glatt zu bunt: Man drohte dem Schultheiß bzw. dem Bürgermeisteramt 5 Gulden Strafe je 14 Tage an, wenn sie kein Grundstück in geeigneter Größe bereitstellen können. Das Schreiben des Oberamtes zeigte sofort Wirkung: Am 27. Januar 1837 berichtete die Gemeinde Dettensee dem Oberamt, dass sie den von der Heiligenpflege gekauften Platz mit einem lebendigen Haag und einem Lattenzaun umgeben werde.

Im Jahre 1841 kam es zu einer erneuten Verordnung bezüglich des Obstbaues, da die Verordnung von 1821 in mehrfacher Beziehung außer Anwendung gekommen ist …, wie man in Sigmaringen festgestellt hatte.

Die Gründung des Obstbauvereins

Hundert Jahre nach der ersten amtlichen Verordnung und nach ca. 50–60 Jahren Baumpflege als Lehrfach in der Schule waren aus den ehemals gleichgültigen Untertanen überzeugte Anhänger des Obstbaues geworden, denn ohne Überzeugung für die Sache wäre es sicherlich nicht zur Gründung eines Vereins gekommen. Die Initiatoren dieses landwirtschaftlichen Zweckverbandes waren keine einem Freizeitvergnügen frönende Jugendliche, sondern die Honoratioren und gestandenen Familienväter des Ortes. Sie folgten dabei allerdings auch dem Zeitgeist, wie die seit den 1890er Jahren häufig gegründeten Obstbauvereine in der Umgebung zeigen.

Zeitungsnotiz
Gründungsnotiz des OGV im Schwarzwälder Volksblatt vom 20. April 1910

Am 10. April 1910 trafen sich 26 Männer im Gasthaus Linde und gründeten eine Kommission, die sich um die Vorbereitung der Gründung eines Obstbauvereines kümmern sollte. Bei der Suche nach einer geeigneten Mustersatzung wurde man beim Obstbauverein Betra fündig, dessen Satzung bei einigen Modifikationen zur Grundlage der eigenen wurde. Die Gründungsversammlung am 17. April 1910 fand dann in der Wirtschaft „Bauernstube“ statt. Es waren 34 Männer bereit, dem neuen Obstbauverein beizutreten; bis Ende des Jahres kamen fünf weitere Mitglieder dazu.

Schon bei der Gründung schloss sich der Verein den Dachorganisationen Württembergischer Obstbauverband und Landwirtschaftsverein an. 1916 trat man noch dem Obstbauverband Haigerloch bei.

Von der Vereinsgründung bis 1960

Bildtafel
Bildertafel der häufigsten Obstschädlinge

Das Hauptanliegen des jungen Vereines war eine Verbesserung der Sorten und des Pflanzgutes. Deshalb kam es unter Federführung des Vereins zwischen 1911–1917 und 1925–1929 zu größeren Sammelbestellungen junger Obstbäume bei ausgesuchten Lieferanten. Gleichzeitig wurde vom Kauf bei Hausierern abgeraten. Angeregt wurde auch das Anpflanzen von Beerensträuchern, insbesondere von Johannisbeere, Himbeere und Brombeere. Ratschläge zur erfolgreichen Anpflanzung junger Bäume waren ebenfalls häufiges Thema. 1934 schrieb die Landwirtschaftskammer Sigmaringen die Obstbauvereine Hohenzollerns an und bat eindringlich, Walnussbäume anzupflanzen, da noch kein Bruchteil der im Ersten Weltkrieg der Gewehrschaft-Produktion zum Opfer gefallen Bäume nachgepflanzt sei.

Die Obstverwertung des „Volksnahrungsmittels“, insbesondere die Mosterzeugung, war ebenfalls Inhalt von Vorträgen. Dabei wurde auf die größtmögliche Sauberkeit von Obst, Fass und Verarbeitungsgerät hingewiesen. 1923 stellte man fest, dass der Most das einzig erschwingliche Getränk sei.

Baumspritze
Motorbetriebene Obstbaumspritze von 1942
Bild: Herbert Zander

Einen breiten Raum nahm immer wieder die Schädlingsbekämpfung ein, die in der Anfangszeit im Allgemeinen nur aus der Stärkung der natürlichen Feinde bestand. Schon im Jahre 1911 befasste man sich aber erstmals mit den Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes. Die Anschaffung einer Baumspritze gelang aus Geldmangel jedoch erst 1927, eine weitere wurde 1929 gekauft. Diese Baumspritzen wurden gegen eine Gebühr auch an die Hopfenbauern ausgeliehen. Vermutlich wurde 1942 von der Gemeinde eine Motorbaumspritze angeschafft, die vom Verein mit 100 Reichsmark bezuschusst wurde.

Typische Eigenschaften der heutigen Vereine, nämlich das gemeinsame Feiern von Festen und das gemütliche Beisammensein, waren den damaligen Funktionären fremd. In all den Jahren sind nur zwei Ereignisse überliefert, die man eventuell in diese Kategorie einordnen kann. 1928 nahm der Verein an der Obstausstellung in Haigerloch teil und bekam einen „1a“-Preis in Höhe von 15 Reichsmark. 1934 berichtete der Vorstand von einem Lehrausflug in die Bodenseegegend über Meßkirch und Stockach zur Insel Mainau.
Dazu kam eine Pressescheu des Vereins, denn außer dem Artikel zur Gründung ließ sich bisher kein weiterer Bericht über den Verein in der örtlichen Presse nachweisen. Selbst das 25-jährige Bestehen des Vereins blieb ohne Beachtung.

Wenn der Verein auch auf die Außendarstellung keinen Wert legte, so blieb die Arbeit seiner Mitglieder der Öffentlichkeit nicht verborgen, wie nachfolgende Liebeserklärung eines unbekannten Autors vom 14. Mai 1935 im Schwarzwälder Volksblatt zeigt:

Dettensee im Blütenmeer
Dettensee. Wiederum ist die Blütenzeit herangekommen. Alles duftet und grünt. Besonders das ganz von Obstanlagen eingebettete Dettensee ist ein Schmuckstück unserer Gegend. Kommt man an die Landstraße von Nordstetten oder Empfingen nach Dettensee, so lacht jedem Naturfreund das Herz im Leibe an dem Anblick der Dettenseer Blütenpracht. Jeder Baum jeder Strauch blüht, sodaß von dem Dörfchen Dettensee nur noch die Kirchturmspitze aus dem Blütenmeer herausragt. Dazwischen hinein das zarte Grün der Wiesen und Felder. Im Hintergrund liegen die herrlichen Tannenwälder, die lockend zum Besuche einladen. Es wurde aber auch in den letzten Jahren viel getan in unseren Baumanlagen. Die Bäume wurden fleißig gespritzt und gedüngt, alte Baumruinen entfernt und durch junge ersetzt. Vor einigen Jahren zur Blütezeit kamen Touristen aus der Stuttgarter Gegend. Vor unserem Ort blieben sie stehen, brachen in Staunen aus ob der herrlichen Blütenpracht und eröffneten ein wahres Photographenfeuer auf Dettensee. Einige Wochen später konnte man Dettensee im Blütenmeer in einer bekannten Bilderzeitung sehen. Darum, lieber Frühlingswanderer, wenn du in die Nähe Dettensees kommst, besuche es, es wir dich nicht gereuen.

Die erste Phase des Vereines von der Gründung bis zur Neuausrichtung nach 1972 war einzig und allein dem Obstbau gewidmet. Der einst große, heute nur noch in Teilen vorhandene und im Verschwinden begriffene Obstbaumgürtel um den Ort war sicher dem Wirken des Vereins zu verdanken. Als es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Abkehr von den bisherigen, vor allem durch die Landwirtschaft geprägten Lebensbedingungen kam, führte dies zwangsläufig zum Niedergang des Vereins. Seine Aktivitäten nahmen stetig ab, ab 1960 ruhte die Vereinsarbeit bis zum Neuanfang 1972 völlig.

Auflösungsgedanken und Neuanfang ab 1972 als Obst- und Gartenbauverein

Am 26. März 1972 fand nach zwölf Jahren Pause wieder eine Hauptversammlung des Obstbauvereines statt. Der bisherige Vorstand wollte unter den gegebenen Umständen die Ämter niederlegen, und eine Auflösung des Vereines zeichnete sich im Laufe der Versammlung immer deutlicher ab.

Seine Rettung verdankt der Verein letztlich dem Umstand, dass die Versammlung am Sonntagmorgen im Anschluss an den Gottesdienst stattfand, und dass bei dem damals noch üblichen Frühschoppen auch einige junge Männer anwesend waren, die selbst keine Vereinsmitglieder waren. Einen eindringlichen Appell des Ortsvorstehers Robert Fischer zur Erhaltung des Vereins nahmen sich einige dieser Anwesenden zu Herzen und erklärten sich bereit, die Führung des Vereins zu übernehmen. Bei den Neuwahlen wurde Siegfried Baum zum Vorsitzenden und Helmut Hindennach zum Stellvertreter gewählt – beide mussten dazu erst noch Mitglied werden. Erhard Schillsott wurde als Schriftführer bestätigt, der bisherige Vorsitzende Valentin Herold zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Bei einem Kassenstand von 12,61 DM und einem beschlossenen Mitgliedsbeitrag von 6 DM kann man auch von einem finanziellen Neubeginn sprechen.

Man war sich einig, dass der Verein keine Zukunft hatte, wenn er weitermachte wie bis 1960. Bei der Suche nach neuen Betätigungsfeldern wurden die dem Obstbau verwandten Bereiche des Gartenbaues und des Blumenschmucks als weitere Aktivitäten in den Verein aufgenommen. Außerdem war man bestrebt, sich durch gesellige Veranstaltungen stärker ins dörfliche Vereinsleben einzubringen. Die neuen Aktivitäten fanden ihren Niederschlag in einer neuen Satzung im April 1973; auch der Name des Vereins wurde den neuen Schwerpunkten angepasst und lautet seither „Obst- und Gartenbauverein Dettensee“ (OGV). Der Eintrag ins Vereinsregister erfolgte 1981.

Vortrag von Herrn Crämer
Vortrag von Hans-Georg Crämer.
Bild: Siegfried Baum

Ein Glücksfall für den neu formierten Verein war der Kreisfachberater des Landratsamtes Freudenstadt, Gartenbau-Ingenieur Hans-Georg Crämer, der für die kommenden zwei Jahrzehnte weit über sein berufliches Engagement hinaus dem Verein mit Rat und Tat zur Seite stand.

Der Blumenschmuckwettbewerb

Jährliche Blumenschmuckwettbewerbe waren für die nächsten zwei Jahrzehnte ein Schwerpunkt des Vereins; der erste fand im Jahr 1973 statt. Nach anfänglichen Unstimmigkeiten über die Bewertungs-Modalitäten nahm im Allgemeinen eine Bewertungskommission, bestehend aus je einem Vertreter der Ortschaftsverwaltung und des OGV sowie drei weiteren Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde, in drei Durchgängen jahreszeitlich versetzt die Begutachtung vor. Die Abschlussveranstaltung des Blumenschmuckwettbewerbes mit den Prämierungen wurde von der Gemeinde und dem OGV gemeinsam getragen. Fachlich rundete ein Vortrag von Hans-Georg Crämer die Veranstaltung ab. Die musikalische Umrahmung übernahm der Dettenseer Gesangverein.

Urkunde
Bronzemedaille auf Landesebene

Neben dem örtlichen Wettbewerb der einzelnen Hausbesitzer stellte sich der Ort als ganzer auch auf Stadt- und Kreisebene der Konkurrenz, anfangs noch mit mäßigem Erfolg. Honoriert wurde das Bemühen schließlich im Jahre 1992: Man erreichte beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ auf Kreisebene den 1. Platz und war somit die „schönste Ortschaft“ des Kreises Freudenstadt. Bestätigt wurden der Erfolg beim gleichnamigen Landeswettbewerb 1992/93, Dettensee erhielt eine Bronzemedaille und einen Scheck über 1000 DM. Der Anteil des Obst- und Gartenbauvereins an diesem Erfolg durch die jahrelange Friedhofs- und Weiherplatz-Pflege sowie den Blumenschmuckwettbewerb erfuhr dabei die Anerkennung der Ortsverwaltung, indem das der Gemeinde zugesprochene Preisgeld an den Verein weitergeleitet wurde. Der OGV wiederum stellte den vollen Betrag für die Dorfverschönerung zur Verfügung.

Da das Interesse der Bevölkerung am Blumenschmuckwettbewerb zu Beginn der neunziger Jahre immer mehr nachließ, wurde der Wettbewerb schließlich von Vereinsseite aus eingestellt. Allerdings profitierte die Gemeinde noch im Jahre 2002 von dem Blumenschmuckwettbewerb, als man auf Kreisebene noch 74,25 von 100 möglichen Punkten errang.

Sonstige Aktivitäten

Fasnetsgruppe
Fasnetsgruppe des OGV
Bild: Rolf Hellstern

Seit Anfang der 1980-er Jahre engagierte und präsentierte sich der Verein beim Umzug der „Dätsailer Fasnet“ mit einem jährlich wechselnden Thema, das von den Ausschussmitgliedern in vielen Arbeitsstunden sehr aufwendig in Szene gesetzt wurde. Dieses Engagement war vor allem ein Verdienst des damaligen zweiten Vorsitzenden Wolfgang Hellstern. Als 1991 wegen des ersten Irakkrieges die Fasnet ausfiel, beklagte man noch die fehlenden Einnahmen. Dennoch wurde die Teilnahme am Umzug wegen nachlassenden Interesses der Akteure und fehlenden „närrischen“ Nachwuchses, der sich der neugegründeten Narrenzunft zuwandte, bald darauf aufgegeben.

Im Jahr 1983 übernahm der Verein die Friedhofspflege, 1985 zusätzlich die Bepflanzung und Pflege des Weiherplatzes. Die Arbeiten halfen zum einen der Gemeinde, Kosten zu sparen, zum anderen dem OGV, seine Kasse etwas aufzubessern, und verhalfen zu guter Letzt den Helfern jedes Jahr zu einem Grillfest.

Die Kleingartenanlage im Gewann „Welle“

Bauarbeiten
Bauarbeiten an der Kleingartenanlage
Bild: Siegfried Baum

Die vermutlich nachhaltigste Entscheidung seit Bestehen des Vereins war der Bau der Kleingartenanlage.

Im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens wies das Flurbereinigungsamt die Ortschaftsverwaltung auf die Möglichkeit hin, eine Kleingartenanlage zu erstellen. Der Ortschaftsrat und Ortsvorsteher waren sich einig, dass sich dieses Vorhaben nur unter Federführung des Obst- und Gartenbauvereins verwirklichen ließe. Mit Zustimmung der Hauptversammlung im Jahre 1975 erklärte der Verein sich bereit, die erforderliche Organisation zu übernehmen. Bei einer geheimen Abstimmung im Dezember 1979 entschied man sich für das Gewann Welle als Standort. Nachdem verbindliche Zusagen der Interessenten an einem Kleingartengrundstück vorlagen, konnte die Gemeinde einen Antrag auf Aufnahme in das Flurbereinigungsverfahren stellen. Die Jahre ab 1980 standen in Zeichen der Planung und Organisation der Anlage, der Bestimmung der Außengrenzen und des Wegenetzes sowie der Festlegung der Gartenordnung. Endgültig grünes Licht gab das Regierungspräsidium in Karlsruhe am 11. September 1987.

Kleingartenanlage
Luftbild der Kleingartenanlage, Juli 2003 (Norden ist rechts)
Bild: Robert Lugibihl

Kleingarten
Typische Kleingartenanlage mit Gartenhaus in der Anlage „Welle“

Bereits im Spätsommer 1987 begann das Flurbereinigungsamt mit den Arbeiten, in deren Verlauf unter anderem die Drainage des Geländes, der Wegebau und die Verlegung der Wasseranschlüsse durchgeführt wurden. Das Anbringen der Umzäunung und die Außenbepflanzung des Grüngürtels mit etwa 1100 Gehölzen auf einer Länge von ca. 750 m – nach den Plänen von Herrn Crämer – wurde von den Teilnehmern übernommen. Die Eingangstore wurden von Schmiedemeister Felix Hellstern und seinen Helfern in Eigenleistung angefertigt. Auch die Fundamente für die Tore wurden in Eigenleistung erstellt.

Von der ersten Idee bis zum Abschluss aller Arbeiten im Frühjahr 1988 hatte es 13 Jahre gedauert. Am 11. April 1988 wurde den Teilnehmern bei einer Versammlung im Sportheim das von ihnen durch Los gezogene Grundstück übergeben. Diese neuen Kleingärtner pflanzten in der Folgezeit etwa 700 neue Obstbäume in der Anlage.

Geänderte Herausforderung

Um die Altersstruktur des Vereins zu verjüngen, wurde im Jahr 1989 eine Jugendgruppe gegründet. Diese sollte durch Aktivitäten im Naturschutz langsam an die Themen Obst- und Gartenbau herangeführt werden. Leider erlosch das Interesse nach ein paar Jahren wieder, und die Gruppe löste sich auf.

Im Jahr 1990 wurde auf dem Vereinsgrundstück ein Gerätehaus mit WC in Massivbauweise erstellt, wodurch der OGV zum ersten Mal über ein eigenes Gebäude verfügte. Das Vereinshaus wurde benötigt, da der Verein im Laufe der Jahre verschiedene Geräte zur Nutzung durch die Vereinsmitglieder angeschafft hatte. Auch ein WC für die Kleingärtner und für Vereinsfeste wurde dringend nötig. Durch diese Maßnahme können sowohl das Vereinshaus als auch das Vereinsgrundstück für verschiedene Zwecke besser genutzt werden.

Sommerfest 2007
Sommerfest 2007

Sommerfest 2006
Sommerfest 2006

Das Gebäude erlaubt es dem Verein, sich mehr als bisher mit eigenen Aktivitäten im örtlichen Vereinsleben zu profilieren. Die seit 1992 in den Sommermonaten angebotenen fünf Gärtnertreffs (von April bis September monatlich einmal an einem Samstag), sowie das ebenfalls seit 1992 alljährlich im August stattfindende, stets sehr erfolgreiche Sommerfest sind aus dem dörflichen Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken. Zusätzlich zum massiv gebauten Vereinshaus wurde 1995 auf dem Vereinsgrundstück eine Geschirr- und Gerätehütte in Holzbauweise errichtet, da das vorhandene Haus immer öfter für gesellige Anlässe genutzt wurde.

Biotop
Vereinseigenes Biotop

In Nachbarschaft zum Vereinshaus wurde 1993 ein kleines Biotop mit Teich angelegt, das vom Dachwasser des Hauses gespeist wird. Neben den genannten Arbeitsaktivitäten wurden auch in den 90-er Jahren verschiedene Fachvorträge durch externe Referenten angeboten und rege wahrgenommen.
 

Seit dem Jahr 2000

Im zehnten Jahrzehnt des Vereinsbestehens und unter der neuen Vorsitzenden Karin Sadler galt es, das Bewährte und die Beiträge zum Dorfleben weiterzuführen, aber auch neue Themen aufzugreifen und neue Akzente zu setzen. Fachvorträge wurden um das Thema Gesundheit erweitert, und Jahresthemen vom Kürbis über Apfel, Wasser oder Wein wurden aufgestellt. Es wurden auch besondere jahreszeitliche oder themenbezogene Wanderungen und Ausflüge für die ganze Familie angeboten. Vereinsmitglieder mit ihren Begabungen und Hobbys trugen zur Bereicherung des Vereinslebens bei. So kamen ein Adventsgesteckkurs, ein Vortrag zu „Honig und Bienen“, eine Mostverkostung und das jährliche, selbstgebraute „Dätsailer Brunnenbräu“ zustande.
Ebenso wurden aber die Pflegepatenschaft am Friedhof und Weiherplatz fortgeführt, seit 2002 noch erweitert um die Pflege des Rathausvorplatzes. Dafür stehen jährlich 15 bis 18 Vereinsmitglieder als Helfergruppe bereit.

Um der interessierten Bevölkerung zumindest Grundkenntnisse über Schnitt und Pflege von Obst-, Beeren- und Ziergehölzen zu vermitteln, werden in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt jedes Jahr Schnittkurse angeboten, die auch großen Zulauf von Nichtmitgliedern haben. Im Jubiläumsjahr 2010 war ein prominenter Obstbaumschnittmeister zu Gast, Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer.

Steingrüble
Arbeiten im „Steingrüble“ 2007

Steingrüble
Arbeiten im „Steingrüble“ 2006

Gemeinsam mit dem NABU wird für Landschaftspflege und Naturschutz in der Öffentlichkeit geworben. Seit 1999 ist der Verein Mitglied im NABU; mit Unterstützung von Volkmar Rieber, dem damaligen Vorsitzenden der NABU-Ortsgruppe Horb, wurde in diesem Jahr die Magerwiese „Steingrüble“ als Naturschutzprojekt ausgelobt. Für die Pflege des vereinseignen Naturschutzprojektes, den Aufbau und Erhalt des „Steingrübles“, ist inzwischen eine feste Gruppe von Vereinsmitgliedern verantwortlich.

Alle Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins

Zeitraum Name
1910 - 1928 Eberhard, August
1928 zum Ehrenvorsitzenden ernannt
1928 - 1930 Westhauser, Adolf
1931 - 1938 Lugibihl, Joseph
1938 - 1946 Rebmann, Anton
1946 - 1960/72 Herold, Valentin
1972 zum Ehrenvorsitzenden ernannt
1972 - 1988 Baum, Siegfried
1988 - 1999 Hellstern, Wolfgang
seit 2000 Sadler, Karin
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