Pfarrkirche und Kirchengemeinde „St. Cyriakus“[Q] Die Informationen auf dieser Seite entstammen, soweit nicht anders angegeben, folgender Quelle: Herbert Zander: Das Schloss in Dettensee – Renaissanceanlage eines kinderlosen Grafen. In: Burgställe, Ruinen und Schlösser am Neckarknie bei Horb – Supplement-Band zu Folge 17 der Veröffentlichungen des Kultur- und Museumsvereins Horb e.V, 2010. Das Gebäude
Die Pfarrkirche „St. Cyriakus“ liegt im alten Dorfkern Dettensees, nahe der Vogtei. Sie wurde als ein Kleinod gotischer Baukunst bezeichnet, dessen Einmaligkeit in der näheren Umgebung ohne Beispiel sei.[Q] Der Chor und der Glockenturm stammen aus dem 15. Jahrhundert. Langhausfundamente wurden von Archäologen auf das Jahr 1465 datiert[Q], dendrochronologische Untersuchungen[Q] geben für einen Holzbalken in der Kirche als Fällungszeit des Baumes 1472-82 an, und eine der Glocken stammt aus dem Jahr 1510. Das Gebäude besteht aus verputztem Bruchstein, im gotischen Teil sind auch hellbraune Schilfsandstein-Quader zu finden.
Es ist umstritten, ob es zur Kirche einen Vorgängerbau gab. Dafür sprechen ein romanischer Torbogen in der südlichen Langhauswand (Bild links), dessen Herkunft nicht geklärt ist, sowie die Erwähnung einer Cyriakuskapelle und die Einrichtung einer Frühmesse[Q] im Jahr 1459.
Das ursprüngliche gotische Langhaus wurde auf Veranlassung von Christoph Ladislaus von Nellenburg, den Erbauer des Schlosses, im späten 16. Jahrhundert erweitert. Im Zuge dessen wurde das Gebäude auch mit der im Bau befindlichen Schlossanlage verbunden. Eine „Schlosskapelle“ war die Dettenseer Kirche daher nicht. Im Sturz der Eingangstür weist die Jahreszahl 1783 auf weitere Bauarbeiten am Gebäude hin; das Kirchendach des Langhauses und möglicherweise die Stuckdecke stammen aus dieser Zeit. Vermutlich im 19. Jahrhundert kam die Sakristei hinzu. Vor der Kirche, in der Ecke zwischen Langhaus und Turm, steht das Dettenseer Kriegerdenkmal. RenovierungZu Beginn des 21. Jahrhunderts waren der Putz und das Mauerwerk der Pfarrkirche in sehr schlechtem Zustand, ebenso der Dachstuhl und das Gebälk des Turms. Die Kirchengemeinde hat deshalb mithilfe des Landesdenkmalamts, des Ordinariats und eines eigens gegründeten Fördervereins die Kirche renoviert. Zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung sind ebenfalls geflossen. Die Gruft
Am Eingang zum Chor der Kirche, unter dem Triumphbogen, befindet sich die Gruft. Unter der Grabplatte beginnt eine etwa 2 m lange und 2 m tiefe Treppe, an deren Ende sich ein Raum von ca. 2,5 m × 2,5 m Fläche und 1,7 m Höhe befindet. Hier liegen Christoph Ladislaus von Nellenburg, der Erbauer des Dettensee Schlosses, Adam Heinrich Keller von Schleitheim, späterer Besitzer Dettensees und letzter ständiger Bewohner des Schlosses, sowie Kellers zweite Ehefrau Dorothea von Ulm, Freiin von Erbach, begraben. Die Gruft wurde seit 1790 immer wieder geöffnet, wobei 1851 und 1936 ausführliche Berichte zum Erhaltungszustand der Särge, der Leichen und der Kleider und Schmuckgegenstände der Verstorbenen verfasst wurden. Im Laufe der Jahre wurden Knochen in der Gruft gedankenlos umgelegt, weswegen heute die Gebeine Keller von Schleitheims und seiner Frau vermengt sind. Die Gruft war ursprünglich mit einem speziellen Abschlussstein mit der eingemeißelten Aufschrift Porta sepulchri (Grabestüre) sowie einem griechischen Kreuz als Verzierung verschlossen, dessen Spur sich allerdings nach 1936 verliert. Heute wird die Gruft von der Grabplatte des Paters Fintan Guntlin bedeckt, die bei der Renovierung seiner eigentlichen Grablege, der Kirche in Glatt, Mitte der 1960er Jahre entfernt und in den 1970er Jahren vom damaligen Pfarrer Josef Schmiederer nach Dettensee geholt wurde. Christoph Ladislaus' Grabstein befindet sich seit 1936 an der Wand hinter dem Hochaltar. Eine hölzerne Gedenktafel für Keller von Schleitheim ging erst im 19. Jahrhundert verloren. Die Geschichte der Pfarrei DettenseeDettensee hatte schon seit dem 15. Jahrhundert einen Kaplan, der erstmals wird im Subsidienregister der Kirche von Nordstetten 1468 erwähnt wird. Es bestand die ungewöhnliche Situation, dass Dettensee zur Hälfte zur Pfarrei Empfingen und zur Hälfte zur Pfarrei Nordstetten gehörte; die Einwohner konnten wählen, von welcher sie sich taufen, verheiraten und beerdigen lassen wollten. Im Jahr 1756 versuchte man, die Seelsorge für die Dettenseer zu verbessern, indem man die Frümesse von der Pfarrei Nordstetten abtrennen wollte. Der Versuch misslang aber. Dettenseer Pfarrer
|
Letzte Änderung: 03.02.2013 |